Zum Hauptinhalt springen
Logo Handfacts

Handschreiben bildetDie Hand - der sichtbare Teil des Gehirns

Die Hand der Sichtbare Teil des Gehirns

Dem Philosophen Immanuel Kant wird zugeschrieben, die Hand «als sichtbaren Teil des Gehirns» bezeichnet zu haben. Sicher ist, dass unsere Hände unsere Fähigkeit, uns zu bilden, massgeblich mitverantworten. Dies zeigt sich beim Griff zu Stift und Papier: Während 30 Muskeln und 17 Gelenke zusammenarbeiten müssen, um eine Notiz zu schreiben, treten gleichzeitig ganze zwölf Hirnareale in Aktion. Ein Wunderwerk der Natur – das genutzt und gepflegt werden will.

In Zeiten von Tablets, Smartphones und Social Media, weisen Wissenschaftler und Forscher auf die Wichtigkeit der Entwicklung einer Handschrift bei Kindern hin. Welche zentrale Bedeutung das Führen von Stift über Papier für das Lernen und auch Verstehen von komplexen Inhalten hat, wird immer mehr von wissenschaftlichen Untersuchungen untermauert. 

Beispielsweise liess 2012 die amerikanische Psychologin Karin James verschiedene Kinder, die noch nicht schreiben und lesen gelernt hatten, Buchstaben auf eine von drei Arten reproduzieren: das Bild auf Papier anhand einer gepunkteten Linie nachzeichnen, es auf einem weissen Blatt freihändig zeichnen oder auf einem Computer tippen. Die Kinder, welche die Vorlagen frei nachzeichneten, zeigten messbare Hirnaktivitäten in drei Bereichen, die auch bei Erwachsenen aktiv sind, wenn sie lesen und schreiben: der linken Spindelwindung, der unteren Stirnwindung und dem posterioren parietalen Cortex. Bei Kindern, die nur Punkte verbanden oder die Buchstaben tippten, war kein vergleichbarer Effekt erkennbar. Karin James vermutet, dass gerade die „Unordnung“ der mit der Hand geschriebenen Buchstaben den Lerneffekt vergrössert. Jedes handschriftliche A sieht ein kleines Bisschen anders aus. Wenn Kinder in diesen Variationen immer dasselbe Buchstabensymbol erkennen, begreifen sie offenbar besser, was ein A eigentlich ist. Anders, als wenn sie ein «Computer-A» vorgelegt bekommen oder man es sie tippen lässt. 

Eine weitere Studie der Wissenschaftler Pam Mueller (Princeton Universität) und Daniel Oppenheimer (UCLA) zeigt, dass es sich lohnt, komplexe Zusammenhänge von Hand zu notieren: Studienteilnehmer, welche vorgelegte Texte von Hand abschreiben mussten, waren zwar langsamer, aber schnitten im Vergleich zu den Teilnehmern, welche die Texte abtippten, bei den nachfolgenden Verständnisfragen zum Inhalt der Texte, signifikant besser ab. 

Anders als beim Tippen auf einer Tastatur oder einem «Screen», benötigt es beim Schreiben mit einem Stift äusserst differenzierte Bewegungen, und vom Gehirn muss viel mehr gesteuert werden. Eine sogenannte motorische Gedächtnisspur wird angelegt, die abgerufen werden kann, um Buchstaben zu erkennen. Ein neuronales Feuerwerk wird abgefeuert und Verknüpfungen werden geschaffen, die für das Denken grundlegend sind. Das Lernen wird leichter.