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MusikerhandKünstler treffen im Operationssaal aufeinander

Der Bariton Robin Adams, bekannt für seine kraftvollen Auftritte auf den Opernbühnen dieser Welt, ist auch leidenschaftlicher Jazzpianist. Ein Sturz auf die Hand hätte ihn fast seine zweite berufliche Liebe gekostet. Frakturen der Handknochen – ein Desaster für einen Pianisten. Dessen ist sich auch der Handchirurg bewusst: Kunst trifft auf Handwerkskunst.

2010: Der Opernsänger und Pianist Robin Adams liegt beim Handchirurgen Dr. med. Kay Jürgensen auf dem Operationstisch. Völlig aufgelöst. Frakturen der Mittelhandknochen 3 und 4, die Finger zeigen in verschiedene Himmelsrichtungen.

Der Chirurg versucht den unter Schock stehenden Künstler mit Musik zu beruhigen und sie werden sich schnell einig: Die zwei Männer teilen denselben Musikgeschmack und hören den US-Amerikanischen Jazzgitarristen Pat Metheny und danach Keith Jarrett live in Köln.

Dr. Kay Jürgensen erinnert sich noch gut an die Operation: «Wir unterhielten uns angeregt über die Musik, Robin Adams entspannte sich und wir benötigten daraufhin viel weniger Medikamente.» Die 1,5 stündige Operation verlief dann auch reibungslos. Seither sind die zwei Männer befreundet. 

Wie schnell unsere Hände bei Unfällen verletzt werden können und wie einschränkend eine verletzte Hand oder ein Finger sein kann, ist den wenigsten bewusst. Jeder dritte bis vierte Arbeitsunfall betrifft Finger, Hand oder Handgelenk.

So führte auch bei Robin Adams eine Sekunde der Unachtsamkeit zum Unfall: Als er damals das erste Ultraschallbild seines ungeborenen Sohnes gesehen hatte, machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Hause. Aufgekratzt wie er war fuhr er versehentlich in eine Abschrankung. In hohem Bogen flog er vom Rad, direkt auf seine linke Hand.

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Robin Adams

Metropolitan Opera New York, Mailänder Scala, Opernhaus Zürich, Théâtre du Chalet Paris, Teatro Colon Buenos Aires – Robin Adams feiert seit Jahren auf unzähligen Bühnen Erfolge. Der Bariton wurde in England geboren und studierte Am Royal Conservatoire of Scotland Klavier, Violoncello und Gesang. 

«Ich lief nach Hause und wollte erst mal kaltes Wasser über meine Hand laufen lassen. Meine Freundin wies mich dann darauf hin, dass meine Finger in alle Richtungen zeigten. Ich war wohl etwas weggetreten», erinnert sich Robin Adams. 

Ich war in Panik, nie mehr Piano spielen zu können!

Robin Adams

Beim Eintritt in den Spital habe er alle Mitarbeitenden informierte, dass er Pianist sei: «Ich war unter Schock und sehr besorgt, nie mehr spielen zu können. Ich wollte sicher gehen, dass ich den besten Chirurgen bekomme,» erinnert er sich heute etwas amüsiert an seinen «Auftritt». Hinzu kam, dass der britische Künstler die kommenden Monate mehrere grosse Pianokonzerte geplant hatte. 

«Nach der Operation musste ich meine Hand sehr lange ruhig halten. Da ich zu dieser Zeit die Hauptrolle bei Eugen Onegin von Tschaikowski spielte, war das nicht einfach. Ich bin auf der Bühne physisch immer sehr aktiv und werfe mich auch gerne mal auf den Boden. Vorsichtig hinfallen, ist schwierig.»

Nach sechs Wochen kam der Gips ab. Diesen Moment werde er nie vergessen. «Ich muss das jetzt machen, das wird weh tun», waren die letzten Worte des Handchirurgen bevor er mit einem Ruck die Hand des Pianisten zu einer Faust bog. «Ich habe geschrien, das war ein Wahnsinnsschmerz. Aber von da an und mit der regelmässigen Physiotherapie ging es bergauf.»

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Nach Frakturen zweier Mittelhandknochen: Robin Adams spielt wieder Piano

3 Monate nach dem Unfall, fand das erste Piano-Konzert im Stadttheater Bern statt. Robin Adams lud den Chirurgen und seine Frau ein und erzählte vor 900 Leuten die Geschichte von seinem Unfall und der Operation. «Ich konnte es nicht lassen, ich wollte mich bei dieser Gelegenheit bei Dr. Kay Jürgensen bedanken und bat ihn aufzustehen. Ohne ihn hätte ich nicht spielen können. He did a fantastic job!»

Robin Adams ist heute noch dankbar für den guten Verlauf der OP und der Heilung. «Das ist jetzt alles ein paar Jahre her. Die Metallplatten und Schrauben sind noch drin und werden es wohl auch bleiben, die Narben sieht man kaum noch. Ich spiele Piano wie früher und habe absolut keine Schmerzen in der Hand. Grossartig.»