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Humanitäre Arbeit Mit Herzensarbeit Not lindern und Leben verändern

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Unfälle, Krankheiten oder Missbildungen mit Funktionsverlust der Hand sind einschneidend und prägend fürs Leben. Ein handchirurgischer Eingriff kann Not lindern und somit das Leben verändern. Der Verein Interplast Switzerland setzt sich für Menschen in Entwicklungsgebieten ein.

Die humanitäre Organisation ist ein nationaler Verein für Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie und Handchirurgie und seit 2012 unter der Leitung von Dr. Volker Wedler und Dr. Urs Hug in verschiedenen Entwicklungsländern tätig. Die Philosophie von Interplast ist es, nur Eingriffe durchzuführen, bei denen das Risiko-Nutzen-Profil abschätzbar ist und ein einfacher Heilungsverlauf inklusive Nachbehandlung erwartet werden kann.

Da regelmässig fast die Hälfte der behandelten Fälle in den Einsätzen die Hände betrafen, entschied sich Dr. Urs Hug 2017 erstmals in Burkina Faso einen rein handchirurgischen Einsatz durchzuführen – mit dabei war auch Dr. Elvira Bodmer.

Einsatz in Ghana

Nach ihrem ersten Einsatz in Burkina Faso baute die Handchirurgin Dr. Elvira Bodmer als Initiatorin den Standort Ghana auf und entschied sich nach intensiver Evaluation und Testphase (in Zusammenarbeit mit Dr. Philippe Cuénod aus Genf) für das St. Joseph Hospital in Koforidua. Im November 2019 reiste ein Team von neun Fachpersonen für eine Woche nach Ghana. In der Sprechstunde am ersten Tag war praktisch das ganze Team, bestehend aus Elvira Bodmer als Handchirurgin, einem Kinderchirurgen, zwei Fachfrauen OP-Technik, einer Anästhesiepflegerin, einem Anästhesisten, zwei Ergotherapeutinnen plus einer Koordinatorin anwesend, um alle Patienten entsprechend dem Wochenprogramm zu planen. 

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Elvira Bodmer (dritte von links) und das Team
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Operationssaal im St. Joseph Hospital, Ghana

Verbrennungskontrakturen, fehlverheilte Brüche und Komplikationen nach falsch angebrachten Gipsverbänden sowie Missbildungen fanden den Weg auf das Operationsprogramm. «Wir haben in Entwicklungsländern immer wieder Patienten, die überzählige Finger oder Zehen haben. Obwohl dies keinen medizinischen Notfall darstellt, hat es dramatische Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. In diesen Kulturkreisen werden Kinder mit Missbildungen und deren Mütter oft aus ihrem Umfeld verbannt und ausgestossen», erzählt Elvira Bodmer. Nach einer Operation mit Entfernung  überzähliger Gliedmassen können die meisten wieder in ihre Dörfer zurückkehren. 

Deformierte Kinderhände

Weit verbreitet sind stark vernarbte und funktionslose Hände nach Tierbissen und nach Verbrennungen: Gekocht wird am offenen Feuer, und gerade kleine Kinder sind speziell der Gefahr von Verbrennungen an den Händen ausgesetzt. Allgemein werden Verletzungen traditionellerweise durch die «Heiler» im Dorf mit Salbe und Kräutern behandelt, und um den Schmerz zu stillen, werden die Hände eingebunden. In dieser Stellung belassen, kommt es zu Wundinfekten und Verwachsungen. Die Finger wachsen unter der Haut in die Handfläche ein, es kommt zur «Fausthand». «Es ist auch für uns schwierig zu verstehen, weshalb die Einheimischen keine Konsequenzen aus ihren Erfahrungen ziehen. Gegen tief verwurzelte Traditionen haben wir auch mit Aufklärung kaum Chancen.» 

50 bis 70 Prozent unserer Patienten sind Kinder.

Handchirurgin Dr. Elvira Bodmer

Die grossen Herausforderungen für das Team sind dann auch weniger fachlicher Art: «Hier werden wir vor Entscheidungen gestellt, welche wir in der Schweiz so nie treffen müssen. Wir kommen für eine kurze Zeit und mit begrenzten Ressourcen. Besonders schwierig ist es deshalb bei solchen Einsätzen, Menschen abzuweisen», so Dr. Elvira Bodmer. 

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Bei der Operation der «Fausthand» werden die Hautkontrakturen gelöst, die Finger befreit, die Knochen mit Drähten fixiert und die entstandenen Hautdefekte mit Hautverpflanzungen gedeckt.

Neben Handverletzungen finden die Chirurgen auch eiternde Wunden und Verletzungen vor, die sonst nur in Kriegsgebieten zu sehen sind, sowie Tumore in allen Ausführungen und Lokalisationen. «Kommen beispielsweise Patienten  mit fortgeschrittenen Tumoren zu uns, müssen wir sie oft wieder nach Hause schicken. Im Wissen, dass sie vielleicht daran sterben werden. Denn wir können ihnen die aufwendige Nachversorgung leider nicht bieten, die sie benötigen würden. Es ist auch für uns heftig mitanzusehen, wie die Menschen weinend wieder umkehren und wir ihnen nicht helfen können.» 

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Interplast Switzerland

Bei den INTERPLAST Operationsteams handelt es sich um erfahrene Hand- und Plastische Chirurgen, Anästhesisten, OP-Schwestern und Ergotherapeuten, die in ihren Ferien unentgeltlich in Entwicklungsländern operieren. Medikamente und Operationsinstrumente, welche von den Ärzten mitgebracht werden, sowie die Kosten für Transport und Unterkunft der Teams werden aus Spenden finanziert.

INTERPLAST Switzerland hat bisher in folgenden Gebieten gearbeitet: Äthiopien, Burkina-Faso, Guinea-Bissau, Tansania, Ruanda, Jordanien, Palästina Gaza Streifen und Jenin, Tadschikistan, Kamerun, Madagaskar, Sierra Leone Mexiko 

interplast-switzerland.ch

Vertrauen braucht Zeit 

«Ambulant» kann hier zudem nicht gearbeitet werden. Bis die gesicherte Wundheilung nach einer Handoperation abgeschlossen ist, müssen die Patienten im Spital bleiben. Der stationäre Aufenthalt hat noch weitere Vorteile. Man kann den Patienten bezüglich Nachbehandlung instruieren und die Ergotherapeuten können die Schienen anpassen. «Trotzdem kommt es häufig vor, dass zum Beispiel eine Schiene angepasst wird, und wir mit Sicherheit davon ausgehen können, dass sie am nächsten Tag nicht mehr dort platziert ist, wo sie hingehört.» 

«Man lernt zu akzeptieren, dass die Dinge hier einfach anders und langsamer laufen, dass unsere Art zu denken und zu handeln oft auf wenig Resonanz stösst und unsere Logik nicht die ihrige ist. Es braucht bei jedem Einsatz Zeit, bis die lokale Bevölkerung Vertrauen in uns fasst und die Basis für eine gute Kommunikation gegeben ist.»

Umso schöner sei es dann mitzuerleben, wie das anfängliche Misstrauen und die Angst in Dankbarkeit und Freude umschlagen. Humanitäre Einsätze sind so auch für alle Beteiligten ein Geschenk: «Man nimmt viel mit aus einem Einsatz. Berührende Momente mit Fremden, die zu Freunden werden, und die Erfahrung, dass etwas weniger Hektik und mehr Dankbarkeit uns allen gut tut.»

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